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Besuch von Joly – Gewerkschaftsfrau aus Bangladesch –

Woher stammt unsere Kleidung? Unter welchen Bedingungen wird sie produziert? Um diese und andere Fragen zu beantworten, hatte die FOS-Gesundheit einen aus der Ferne angereisten Gast: Joly, eine Gewerkschaftsfrau aus Bangladesch, die in Europa war, um die Weltfrauenkonferenz 2016 in Nepal vorzubereiten. Unser Engagement für die, von der Abschiebung bedrohten Schüler/innen der internationalen Förderklasse, war für sie ausschlaggebend, um diesen Termin am Alice-Salomon-Berufskolleg wahrzunehmen. Organisiert wurde das Treffen über den Frauenverband Courage Essen, der sich für die Rechte von Frauen weltweit einsetzt.

Die Textilindustrie ist der größte Industriezweig in Bangladesch. Vier Millionen Näherinnen produzieren unsere Kleidung unter katastrophalen Arbeitsbedingungen. Ein Arbeitstag von 16 bis 17 Stunden, ohne Pausen, ohne einen freien Tag in der Woche und ohne Urlaub ist die Regel, berichtete Joly. Da sogar Toilettengänge nachgearbeitet werden müssen, versuchen die Arbeiterinnen während ihrer Arbeitszeit wenig zu trinken. Arbeitsschutzbestimmungen, z.B. Grenzwerte für giftige Chemikalien, die die gefärbte Kleidung ausdünstet, oder Lärmschutzmaßnahmen gibt es nicht. Bereits zwölfjährige Mädchen, die für das Überleben ihrer Familien sorgen müssen, schuften in den Fabriken.

Nach dem Gebäudeeinsturz Rana Plaza am 24. April 2013, bei dem 1127 Menschen getötet und 2438 Personen verletzt wurden, war die Weltöffentlichkeit geschockt. Es gab internationale Proteste. Was haben diese Proteste bewirkt? Textilarbeiterinnen können sich jetzt in Gewerkschaften zusammenschließen, der Besitzer des Gebäudes und die Chefs der darin produzierenden Textilfirmen wurden vor Ort wegen grober Fahrlässigkeit verhaftet. So gut wie diese Ansätze sind, die Ausbeutung der Näherinnen setzt sich weiter fort: Durch die Gewerkschaftsarbeit konnte der Monatslohn einer Näherin von 30 Euro auf zurzeit 50 Euro (!) erhöht werden, eine Bezahlung, die immer noch nicht an das Existenzminimum heran reicht. Nur eine der großen Textilketten hat bis jetzt, wenn auch nur eine geringe Entschädigung an die Familien der Rana Plaza-Arbeiterinnen gezahlt, die nach der Katastrophe keine Einkommensquelle mehr haben und in unvorstellbarer Armut leben, berichtete Joly. Auch die inhaftierten Fabrikbesitzer wollten sich durch Erpressung ihre Freiheit erkämpfen: Sie bezahlten den Arbeiterinnen über drei Monate keinen Lohn. Es gab große Demonstrationen, ein Hungerstreik wurde organisiert. Während der WM 2014 eskalierte die Situation. Aus Angst vor einem Streik aller Textilarbeiterinnen wurden Joly und andere Demonstranten von der Polizei verhaftet und Gott sei Dank am nächsten Tag wieder frei gelassen.

Nach diesem erschütternden Bericht kam natürlich die Frage auf: „Was können wir in Deutschland tun, um die Arbeitsbedingungen der Näherinnen zu verbessern?“ Joly zeigte uns hier zwei Wege auf: Erstens ist es wichtig die Öffentlichkeit immer wieder zu informieren und zweitens benötigen die Gewerkschaften Spenden, um ihren Arbeitskampf fortzusetzen. Denn die Gewerkschaftsarbeit ist in Bangladesch ehrenamtlich und muss außerhalb der Arbeitszeit organisiert werden. Nur durch die finanzielle Unterstützung können die Forderungen nach mehr Lohn, nach besseren Arbeitsbedingungen, nach mehr Sicherheit am Arbeitsplatz und nach einer Entschädigung der Opfer von Rana Plaza und anderen Fabrikunglücken in Bangladesch durchgesetzt werden.

    

Die Fotos zeigen Carlo und Josephine, die als Übersetzerinnen tätig waren, mit Joly, der Gewerkschafterin aus Bangladesch.

25.10.2014 DRVG

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